Pan Tadeusz-Museum

2016 wurde in Wrocław das Pan Tadeusz-Museum (Muzeum Pana Tadeusza) eröffnet .

Wer war überhaupt Pan Tadeusz? Jede Polin und jeder Pole wird die Frage im Schlaf beantworten können. Das Meisterwerk gleichen Titels von Adam Mickiewicz gehört zur Pflichtlektüre in Polens Schulen und ist nach der Bibel das meistgelesene Buch Polens.

Abbildung des Autors

Ein Museum für ein Buch. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr in diesem Blogeintrag.

Mitten im Stadtzentrum Wrocławs befindet sich das Pan Tadeusz-Museum. Lokalisiert im Haus ,,Zur Goldenen Sonne‘‘ (Pod Złotym Słońcem) auf dem mittelalterlichen Marktplatz ,,Rynek“, dem Mittelpunkt der Fußgängerzone Wrocławs und der Hotspot für Touristen.

Das Museum selbst ist ein Teil  der Ossolinski-Nationalbibliothek, die seit 1947 ihren Sitz in Wrocław hat. Das Ossolineum wurde 1817 von Józef Maksymilian Ossoliński als Forschungsinstitut gegründet, um Schriftstücke der polnischen Kultur zu erhalten. Zu der Sammlung gehört auch das letzte erhaltene Manuskript von Pan Tadeusz, welches sich im Pan Tadeusz Museum befindet.

Der Grund, warum das Museum in Wrocław eröffnet wurde ist genau dieses Manuskript. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges hat die Familie Tarnowski das Manuskript 1939 dem damals in Lwów (heute L’viv, Ukraine) ansässigen Ossolineum als Depositum zur Verfügung gestellt. 1989 forderte die Familie Tarnowski ihre Leihgabe zurück, aber durch von der Stadt Wrocław zu Verfügung gestellte Mittel konnte das Manuskript gekauft werden und wurde von der Stadt und der Familie als Schenkung der Ossolinski-Nationalbibliothek übergeben.

Die Handlung des 1834 erschienen Buches beschreibt Mickiewicz in einem Brief folgendermaßen:

Ich schreibe jetzt gerade ein ländliches Poem, darin ich die Erinnerung an unsere alten Bräuche festzuhalten und irgendwie ein Bild unseres Landlebens, der Jagden, Lustbarkeiten, Kämpfe und Einritte etc. zu zeichnen versuche. Die Szenerie ist in Litauen um das Jahr 1812, als noch die alten Sagen lebten und noch die Reste des alten ländlichen Lebens zu sehen waren. 1

Kurzum: Es ist ein Werk, das die polnische Identität und den Kampf um Freiheit in einer Zeit der politischen Umbrüche verkörpert, die aus einer Adelsherrschaft der Szlachta hervorgegangen ist.

Was erwartet Museumsbesucher:innen in der Ausstellung?

Die Ausstellung ist auf zwei Etagen und neun Räume verteilt. Die einzelnen Räume sollen den Besucher:innen Einblicke in das Leben des Dichters, die Entstehungsgeschichte des Werks sowie seine Bedeutung für die polnische Literatur und Kultur vermitteln.

Darüberhinaus bekommen die Besucher:innen eine umfangreiche Sammlung von historischen Dokumenten, Bildern und anderen Gegenständen, die mit dem Werk und dem Dichter in Verbindung stehen zu sehen.

Jedes einzelne der neun Zimmer zeigt seine ganz eigene Geschichte, in denen die Besucher:innen auch interaktive Elemente zum Mitmachen finden werden.

Einer der Räume nennt sich ,,Der Salon der Romantik“. Dieser Raum zeichnet sich durch seine einzigartige Deckenmalerei aus. Der Salon soll im musealen Kontext die Kunst der Romantik in ihrem Facettenreichtum widerspiegeln. Pan Tadeusz ist ein großes Landschaftsgemälde in Schriftform, weil das Werk durch Verse die unendliche Schönheit der Natur beschreibt.

Natürlich wurde dem Dichter des Epos auch ein Raum gewidmet. Dort wird sein Leben, das auch durch bedeutende historische Ereignisse für Europa geprägt worden ist, gezeigt.

Sein außergewöhnliches Leben, teilweise im Exil, wird mit Hilfe von Animationen in Bildschirmen auf lebendige Art und Weise vermittelt.

Was wäre Pan Tadeusz ohne die Szlachta? dem polnischen Kleinadel wurde auch ein Raum gewidmet.

Traditionelle Bekleidung des polnischen Adels, Bild des Autors

Vor der Teilung Polens war es die Szlachta, die in der Adelsrepublik die Macht hatte. Die Adelsrepublik existierte ab 1795 nicht mehr, aber Mickiewicz hat die altpolnische Kultur aufgegriffen und die Szlachta als gemeinschaftliche Schlüsselinstitution dargestellt. Pan Tadeusz, eigentlich der fiktive Charakter Tadeusz Soplica, ist so ein junger Adliger, der sich mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen auseinandersetzen muss.

Mein Fazit: Die Ausstellung über Pan Tadeusz ist eine einmalige Erzählung, die die Besucher:innen in die Zeit des Werkes entführen will. Die Ausstellung strahlt eine massive Historizität aus und zeigt auch den Kampf für etwas, das eigentlich schon Vergangenheit war, aber durch den Nationalpatriotismus des ,,polnischen Volkes“ erhalten wurde. Vor allem sind es die Exponate, die die Anwesenden spüren lassen, dass Pan Tadeusz als ,,Nationalepos“ Polens gilt. Auch die Menschen, die das Epos vorher nur ansatzweise kannten, sind durch die Ausstellung nicht nur dem Werk, sondern auch Polens Geschichte näher gekommen.

Besucht das Museum und überzeugt euch selbst von diesem einmaligen Erlebnis, damit ihr auch im Schlaf wisst, wer Pan Tadeusz war!


  1. Zakład Narodowy im. Ossolińskich (Hg.): Das Manuskript des Pan Tadeusz. Wrocław 2018. https://muzeumpanatadeusza.ossolineum.pl/wp-content/uploads/2022/01/Das-Manuskript-des-Pan-Tadeusz-DEUTSCH.pdf, hier S. 4 (Abgerufen: 14.07.2023).[]

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