Osteuropa ist eindeutig eine Erfindung

Wurde Osteuropa erfunden?

Um das Fazit vorwegzugreifen: Osteuropa ist eindeutig eine Erfindung. Die Frage ist viel mehr, ob sie eine nützliche ist. Bei der elektrischen Zahnbürste würden 9 von 10 Zahnärzten eindeutig zustimmen. Bei Politologen und Historikern sind die Zahlen im Zusammenhang mit dem Osteuropa-Begriff nicht ganz so eindeutig.

Wenn der Begriff Osteuropa mehr als die geografische Lage eines Teiles des europäischen Subkontinents bezeichnen soll, wird es kompliziert – und da wird das nützliche Werkzeug zu einem Fleischerbeil, in einem Feld, in dem man ein Skalpell benötigt.

Westeuropa ist genauso eine Erfindung. Was man auf den erten Blick als geografischen Raum mit gemeinsamen Werten und Historie erkennt, wird bei genauerem Hinsehen zu einer heterogenen Gruppe von Staaten, die sich geeinigt haben, zusammen aufzutreten und als Kollektiv wahrgenommen zu werden.

Beim Osteuropa-Begriff gibt es genau so viel zu differenzieren. Allein schon die Sprachen sind bei genauerem Hinsehen zu verschieden, um den Deckmantel des „slawisch-sprachigen Raumes“ darüber zu legen, was für viele ein Hauptmerkmal Osteuropas dastellt. Und auch kulturell-historisch wird von vielen Außenstehenden oft eine schlecht begründete Gleichheit attestiert. Die wenigsten „Osteuropäer“ sehen sich als solche, muss es doch wie ein Diminutiv zum „eigentlichen“ Europa wirken, dem Westen.

Osteuropa wurde erfunden. Man schob alles östlich von einer beinahe willkürlich gesetzten und oft verschobenen Grenze mit dem man sich nicht genauer befassen wollte auf die andere Seite und gab sich damit zufrieden. Seitdem wird darüber gestritten, ob das eine so gute Idee war.

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