War die Ukraine ein koloniales Subjekt Polens?

Es ist etwa 16 Jahre her, dass Ricarda Vulpius in einem Beitrag zum Fortschritt der insbesondere auf Russland bezogenen Imperiumsforschung festgestellt hat, sie habe „einerseits Konjunktur, andererseits steht sie in vielen Themenfeldern noch am Anfang.“ 1 Seither ist viel Zeit vergangen, in der sich ForscherInnen dem Imperium als Gegenstand erneut angenähert und es, sowohl in seinen zaristischen, als auch sowjetischen Ausprägungen mit all seinen Facetten analysiert haben.… Weiterlesen

Bachmut in Bochum

Alles ist vom Krieg durchdrungen und riecht danach, alles atmet den Krieg, hängt von ihm ab und ist ihm unterworfen – als gäbe es kein normales menschliches Leben mehr irgendwo auf der Welt.*

So beschreibt die russische Fotografin und Journalistin Victoria Ivleva ihre Erlebnisse aus der ukrainischen Stadt Bachmut, die zum Symbol des ukrainischen Widerstands gegen die russische Invasion wurde. Die mehrfach preisgekrönte Aktivistin zog nach dem 24.… Weiterlesen

Postkoloniale Forschungsansätze in Osteuropa. Kann man die Ukraine als eine Kolonie betrachten?

In dem Internetartikel „Vergessene Imperien vor der Haustür“ von Marcel Knorn, welcher auf der Seite „Treffpunkt Europa“ im Jahr 2020 veröffentlich wurde, wird beschrieben, dass in der Forschung zur osteuropäischen Geschichte in den letzten Jahrzehnten immer öfter auf postkoloniale Forschungsansätze zurückgegriffen wird. Auch der Ukrainekrieg sorgt dafür, dass immer häufiger postkoloniale Forschungsansätze im öffentlichen Diskurs aufgegriffen werden. Ein Auslöser dafür war unter anderem die Ansprache des russischen Präsidenten Vladimir Putin an das russische Volk schon drei Tage vor dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine.… Weiterlesen

Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein – aber so ganz unwichtig ist das Brot ja nicht

Heute schauen wir über den osteuropäischen Tellerrand hinaus und beschäftigen uns mit einer Frage, die sich so gut wie allen Studierenden stellt: Wie kann ich mein Studium finanzieren? Viele Studierende wissen, dass das nicht nur mit einem Nebenjob, sondern auch mit einem Stipendium geht, doch viel zu selten nehmen sie eine Bewerbung in Angriff.

Die Vorteile eines Stipendiums sind dabei nicht nur rein finanzieller Art.… Weiterlesen

Ständig definiert man den Osten Europas über den Westen

Der Osteuropa-Begriff ist eine Konstruktion! Jeder weiß, dass es dort im Osten eine Region gibt, die von Tschechien bis zum Kaukasus reicht, doch eine einheitliche Bezeichnung ist noch immer nicht gefunden worden. Zumindest keine womit alle einverstanden wären. Wie auch, wenn sich die Variablen, die Merkmale für die Zuschreibung ständig ändern.

So verstand man beispielsweise im 17. Jahrhundert nach Hans Lemberg unter dem Begriff Osten noch den Orient.… Weiterlesen

Osteuropa ist eindeutig eine Erfindung

Wurde Osteuropa erfunden?

Um das Fazit vorwegzugreifen: Osteuropa ist eindeutig eine Erfindung. Die Frage ist viel mehr, ob sie eine nützliche ist. Bei der elektrischen Zahnbürste würden 9 von 10 Zahnärzten eindeutig zustimmen. Bei Politologen und Historikern sind die Zahlen im Zusammenhang mit dem Osteuropa-Begriff nicht ganz so eindeutig.

Wenn der Begriff Osteuropa mehr als die geografische Lage eines Teiles des europäischen Subkontinents bezeichnen soll, wird es kompliziert – und da wird das nützliche Werkzeug zu einem Fleischerbeil, in einem Feld, in dem man ein Skalpell benötigt.… Weiterlesen

„Ein Angriff auf uns alle“

Liebe Freundinnen und Freunde unseres Blogs,

https://www.flickr.com/photos/loopafly/3191392419

mit großer Bestürzung blicken wir auf den Angriffskrieg der russischen Führung auf die Ukraine und schließen uns der Stellungnahme des Rektorats der Ruhr-Universität Bochum an.

Kompetente Informationen zu diesem Krieg finden Sie unter anderem:

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Der Holocaust im Film – Aufklärung oder Ausnutzung? – Ein Plädoyer für Polanskis „Der Pianist“

„Die Erinnerung, meine Damen und Herren, ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluß für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“
(Noach Flug am 23.06.2010 anlässlich des Festakts zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“)

Der Holocaust stellt eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte dar und ist auch 80 Jahre später weiterhin Gegenstand vieler Debatten.… Weiterlesen

Eine kleine jüdische Nachkriegsgemeinde: Das jüdische DP-Camp „Silhöfer Au“ in Wetzlar

Ich habe mich im Rahmen der Übung „(Forgotten) Eastern European History made in Germany? – Displaced Persons im deutschsprachigen Raum in der Nachkriegszeit. Vom Vergessen, Erinnern und Migrieren“ mit dem jüdischen DP-Camp in der Kaserne „Silhöfer Au“ in Wetzlar beschäftigt. Mich interessierte dabei besonders, inwiefern die durch den Status als jüdisches DP-Camp gewonnene Autonomie der Lagerbewohner*innen umgesetzt wurde, um eine selbstbewusste jüdische Diaspora-Gesellschaft erstarken zu lassen und ihnen ihre zermürbende Wartesituation im Land der Täter zu erleichtern oder sie zumindest zeitweise von dieser abzulenken.… Weiterlesen

Einblick in die Handlungsspielräume von Displaced Persons im Verlauf der Nachkriegszeit und die Methoden ihrer Erforschung

Hilflose Empfänger*innen humanitärer Hilfen oder Objekte eines weltweiten Umverteilungsprojektes – so werden Displaced Persons (DP) oftmals dargestellt und stilisiert. Entgegen diesem Narrativ sollen in dem vorliegenden Beitrag DPs nicht lediglich als Objekte, sondern als Akteur*innen ihrer Zeit betrachtet werden. 1 Zur Untersuchung ihrer Rolle bietet sich einerseits eine Untersuchung eigenbestimmter Handlungen von DPs im Bezug auf Andenken bzw. Beschäftigung mit der eigenen unmittelbaren Vergangenheit an, andererseits die Beschäftigung mit der unmittelbaren und mittelbaren Zukunft.… Weiterlesen